Im Falle des Beagles gibt es keine unsichtbare Leine – Oder etwa doch?
Neulich, am Siebenschläfertag, ging ich wie üblich mit unseren drei Beagles am Rande der Felder Wichtringhausens (Ortsteil von Barsinghausen, Region Hannover) spazieren. Am Fuße zweier Kastanien wird ein Graben durch ein Rohr unter dem Wiesenweg hindurchgeführt. Seit einiger Zeit hat sich unsere größte Hündin in ihren blonden Dickkopf gesetzt, dass sie da unbedingt einmal hinein muss. Natürlich ließ ich dies auch an diesem Tag nicht zu. Mit wohl dosiertem Widerstand schlurfte sie deshalb hinter uns her bis ihr das Halsband bis an die Ohren heran gerutscht war. Bei jedem anderen Hund hätte ich jetzt damit gerechnet, dass er sich das Halsband auszieht, aber doch nicht bei meiner harmoniesüchtig lieben Yvi …
Mit einer filmreif geschickten Kopfbewegung zog sie sich das Halsband über den Kopf und verschwand in Windeseile in dem engen Tunnel. Rufen war zwecklos. Als sie nicht sofort wieder herauskam, ging ich langsam ein Stück weiter, um sie nicht auch noch spüren zu lassen, dass ich auf sie warte. Nach einiger Zeit kam sie endlich – mit dem Aussehen einer Klobürste von Kopf bis Fuß und auch am Gesäuge voll geschmiert mit … was auch immer – aus dem anderen Ende des Tunnels. Sichtlich erleichtert, dass ich noch in der Nähe war, zischte sie los.
Ein kleines Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen, während ich kopfschütteld meiner eifrig suchenden Hündin bei ihrem ausgelassenen und von mir gänzlich ungewollten Freilauf während der Brut- und Setzzeit zuschaute. Sie in diesem Moment zu rufen, wäre ohnehin gänzlich sinnfrei gewesen. Runde um Runde zog sie durch das hohe Kornfeld, nur erkennbar an der Bewegung der Ähren.
Bitte nicht!, ging es mir noch durch den Kopf, aber natürlich scheuchte sie auch einen Hasen auf. Das ist dann wohl der Albtraum eines jeden Hundebesitzers.
Bevor sie sich jedoch gänzlich zur Verfolgungsjagd aufmachte, stellte sie sich noch einmal auf die Hinterbeine und baute einen kurzen Blickkontakt zu mir auf, so wie wir es so oft in ruhigen Momenten zu zweit beim joggen im Winter geübt hatten. Das musste ich nutzen! Ich rief ihren Namen. Einmal. Laut.
Meine Hündin kam sofort. Zuerst ein wenig ernüchtert – wie man einen Spielverderber eben anschaut – dann freudig schwanzwedelnd kam sie auf mich zu und ließ sich das inzwischen enger gestellte Halsband wieder überstreifen.
Es sind diese Momente, die ich so liebe, weil sie mir zeigen, dass es sich lohnt, immer wieder Zeit und Mühe in die Hund-Mensch-Beziehung zu investieren. Es sind eben diese wunderbaren kleinen und großen Momente, die beweisen, dass es die unsichtbare Leine zwischen Mensch und Hund eben doch gibt – selbst wenn der Hund nur ein so oft als störrisch und unerziehbar abgestempelter Beagle ist.
Kommentar hinterlassen