Das schöne am Stadtleben ist ja, dass jeder Tag anders ist. Jeden Tag erlebt man etwas Neues, lernt andere Menschen und Hunde kennen. Mein Hund jedenfalls hat große Freude daran die immer neuen Gerüche auszulesen. Lässt man jedoch feste Gewohnheiten in sein Leben einziehen, wie zum Beispiel immer zu den gleichen Zeiten auf der gleichen Strecke in den Hundespaziergang zu starten, so kann es passieren, dass man manche Menschen immer wieder trifft.
So treffen mein Hund und ich fast jeden Abend auf unserer allabendlichen Pinkelrunde um den Häuserblock einen älteren Herrn mit seinem Dackel, der im Nachbarhaus wohnt. Beethoven flippt jedes mal fast aus vor Freude, wenn er die beiden im Schein einer Straßenlaterne entdeckt. Er liebt diesen aufgeweckten Dackel und ich grinse immer schon still in mich hinein, weil ich ganz genau weiß, was gleich kommen wird:
Meistens holen wir das ungleiche Team von hinten ein, da der Mann und sein Dackel (sehr zum Missfallen des Dackels) meist recht gemächlich unterwegs sind. Deshalb wünsche ich stets sehr freundlich schon aus größerem Abstand einen “Guten Abend”, woraufhin er meist schrecklich zusammenfährt, weil er mich in seine schimpfenden (Selbst-)Gespräche vertieft, die eigentlich an seinen Dackel gerichtet sein sollten(?), nicht bemerkt hat.
“Huch … Oh … schön … oh je … der ist aber wild” entfährt es ihm dann, während ich die Leinen der beiden sich freudig aber doch sehr zivilisiert ohne großes Herumgehopse ineinander verkeilenden Hunde sortiere und der Mann mit der ganzen Situation gänzlich überfordert ist.
Wenn er dann die Leine wieder kurz gefasst hat und sich die beiden Hunde immer noch schwanzwedelnd beschüffeln, fragt er:
“Wie alt is’ er?”
“Elf Monate”
“Ja, unserer ist schon sechs Monate … mh … sechs Jahre alt. Ja, sechs Jahre jetzt”
Er verspricht sich immer genau an der selben Stelle und kurz darauf bittet er mich weiter zu gehen, weil sich sein Dackel sonst gar nicht mehr beruhige.
Jeden Abend führen wir exakt wortwörtlich den gleichen Dialog, den ich längst auswendig mitsprechen kann. Das einzige, was sich in den vergangenen knapp drei Monaten, die mein Beagle Beethoven und ich nun in der Stadt leben, geändert hat, ist Beethovens Alter. Diese Szene müsste mir allmählich zu langweilig werden, wären da nicht nicht diese beiden Hunde, die so viel Freude aneinander haben und jeden Abend wieder die Frage, ob vielleicht gerade heute irgendetwas passiert, was den Mann von dem üblichen Ablauf oder zumindest der Wortwahl abbringt.
Die beiden Hunde freuen sich jedenfalls Abend für Abend erneut ein Loch in den Bauch, sich wiederzusehen und manchmal glaube ich, sie suchen beiden nacheinander. Bei der dann folgenden Begrüßung kann jeder noch so unwissende Außenstehende sehen, dass diese beiden Hunde schon längst dicke Freunde geworden sind. Nur der alte Herr kann sich nicht erinnern.
ich hab das bild grad vor augen : natascha und beethoven mit dem alten opi und dem dackel.. 😉
liebe grüße nach hannover!!