Es ist vollbracht. Mein “erstes” vorzeigbares mit der alten Nähmaschine meiner Oma selbst genähtes Werk ist fertig: Ein Hundekissen für Beethovens Lieblingskörbchen. Nachdem ich immer noch unschlüssig bin, ob der zuvor genähte Rock cool oder absolut unmöglich aussieht, bin ich jetzt doch ein bisschen stolz.
Anders als die üblichen käuflich zu erwerbenden Hundekissen, sind Basiskissen und Rand mit Daunen gefüllt, wobei die Daunenkissen (bei 30° C waschbar) zu entnehmen sind und der Bezug separat bei 60° C gewaschen werden kann. Die Kante des Hundekörbchens, auf der Beethoven so gerne seinen Kopf ablegt, wird mit einer Fleeceeinlage abgepolstert.
Die Hunde sind von dem Stück rundum begeistert. Ihr ahnt nicht, wie schwer es war, einen Moment abzupassen, in dem kein Beagle darin lag, um es mal ohne Hund zu fotografieren. Seit es das erste Mal den Boden berührt hat, ist es praktisch dauerbesetzt. Schon während ich es halbfertig nur mal kurz zur Seite gestellt habe, lag ständig ein Hund darin. Dabei ist es eigentlich gar nichts Besonderes und nur aus alten Sachen zusammengeschustert.
Genutztes Material für das Hundekissen:
- Hundekorb (Standard Kunststoffwanne, hier: aniOne Hundebett Größe S*)
- Daunen (Halbe Füllung aus einem Daunenkissen, das für meinen Geschmack viel zu dick gefüllt war)
- daunendichter Stoff*
- Stoff für den Bezug (Bettbezug, den ich sehr gerne mochte, der bei uns aber nur im Schrank lag)
- Fleecestoff (Alter Pullover, der mir nicht mehr passt)
- Gummizug
- Nähgarn
Ich habe für das Kissen tatsächlich nur den daunendichten Stoff gekauft – sehr wichtige Maßnahme, da es sonst eine riesige Sauerei ohne Ende gibt. Alles Andere sind Recycling Materialien aus Dingen, die man so zuhause hat. Besonders schön: Ich musste nicht von Hand nähen 🙂
Ein Herzensprojekt erstellt mit historischer Nähmaschine Singer 15 D
Für dieses Mini-Projekt habe ich die alte Singer Nähmaschine meiner verstorbenen Oma aus ihrer schon 24 Jahre andauernden Versenkung reaktiviert. Dass Nähen eine fast schon meditative Wirkung hat, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Man kommt zur Ruhe und lässt die Gedanken schweifen.
Während ich dieses Hundekissen zurechtgebastele (“Nähen” traue ich es kaum zu nennen), komme ich nicht umhin mich zu fragen, was wohl meine Oma dazu sagen würde, dass die alte Singer Nähmaschine, die ihr Vater 1938 gebraucht erworben und die sie fast ihr ganzes Leben begleitet hatte, wieder nähen darf. Und dann ausgerechnet mit mir, die nie richtig nähen gelernt hat. Die zwei Nähversuche mit ihrer Nähmaschine hatte meine Mutter nach kürzester Zeit unterbunden, da sie meinte, ich würde sie kaputtmachen.
Meine Oma hatte mich manchmal an der alten Singer den Stoff führen lassen, obwohl ich damals zweifelsohne zu klein war, um dabei auch das Tretpedal zu bedienen zu können. Ich frage mich, ob sie stolz wäre. Ob sie als ein Kind einer Generation, die Tiere nur zum Nutzen hielt, meine Liebe zu den Hunden verstehen könnte und dass ich ausgerechnet ein Hundekissen nähe. Sie selbst hatte nie Tiere im Haus gehalten und ich weiß nicht wie sie dazu stand. Wohl aber hat sie Wochen damit verbracht, Kleider nicht nur für mich sondern auch für meine Puppen zu stricken.
Ich weiß es nicht und so sehr ich auch grüble – finde keine Antwort darauf. Bei einem bin ich mir jedoch ganz sicher: Die alte Singer 15 D, die auch nach 100 Jahren noch ein perfektes Nahtbild liefert, sich leichtgängig, leise und völlig unbeeindruckt auch durch sechs oder mehr Lagen Jeansstoff und durch Leder arbeitet, ist viel zu schade, um ein Dasein nur als Ablagetisch zu fristen. Ich bin sehr froh, dass sie nun einen Platz in unserem Flur gefunden hat und mich still an meine liebe Oma erinnert.
Vielleicht verarbeite ich meine kaputten Jeans demnächst zu einem ganz neuen Hundebett.
Noch einmal bedanken möchte ich mich bei Frau Weiß von der Lindener Schneiderei, die mir mit der Reparatur geholfen hat, als es in der alten staubigen Mechanik doch mal hakte. Und besonders Mark, ohne den die Nähmaschine wohl nicht heile von A nach B gekommen wäre.
*Affiliate
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