Mit der Läufigkeit ist das immer so eine Sache, mit der ersten Läufigkeit ganz besonders. Die Hormonschwankungen bringen den Hund ganz durcheinander, verwirren ihn. Hündinnen werden in dieser Zeit oft besonders kuschelig, teilweise auch berührungsempfindlich oder ängstlich. Die Rüden können gar nicht mehr klar denken. Wann es das erste Mal soweit ist, ist von Hündin zu Hündin sehr unterschiedlich. Wenn sie ein halbes Jahr alt sind, ist damit zu rechnen. Unser „Baby“, Beaglehündin Indira, ist heute den fünften Tag läufig. Sie hat sich elf Monate Zeit gelassen, ist also wie ihre Mutter relativ spät dran mit ihrer ersten Läufigkeit.
„Wie macht ihr das eigentlich, wenn die kleine läufig wird?“
Diese Frage haben Mark und ich sehr, sehr oft gehört, seit wir im vergangenen Dezember verkündeten, Beethovens kleine Schwester Indira bei uns aufnehmen zu wollen. Einen der beiden Hunde kastrieren zu lassen, kam für uns nicht infrage. Nicht nur, weil es Körperverletzung ist, einem gesunden Tier Organe zu entnehmen oder weil er sich bei zu früh erfolgter Kastration nicht normal entwickeln kann. Unser erster und letzter, ursprünglich als Notlösung gedachte Versuch, Beethoven per Hormonimplantat temporär chemisch kastrieren zu lassen, mündete in einem Desaster (Wer nicht weiß, was gemeint ist, darf gerne einmal in den unten verlinkten Kommentar rein lesen). Indira hingegen, darf eventuell in Yvis Fußstapfen treten und später selbst einmal Welpen bekommen.
Eine läufige Hündin und ein potenter Rüde unter einem Dach
Ganz so schwierig, wie sich manch einer das mit der Läufigkeit vorstellt, ist es gar nicht. Falsch ist, zu glauben, dass es nicht zum Deckakt kommen wird, wenn die Beagles verwandt sind. Selbst Mütter fordern ihre Söhne zum Deckakt auf. Und auch Geschwister schrecken nicht vor Inzucht zurück, soweit kein Alternative in Sicht ist. Wenn die Hündin erstmal willig ist, gibt es kein Halten mehr. Hunde sind da längst nicht so „verklemmt“ wie wir. Falsch ist aber auch, dass man Hündin und Rüde zwangsläufig die gesamte Läufigkeit lang trennen muss. Tatsächlich deckbereit ist die Hündin nur während der „Standhitze“ am Ende der Läufigkeit.
Fakt ist, dass es einen riesigen Unterschied gibt zwischen einem einzeln gehaltenen Rüden und einem solchen, der zusammen mit Hündinnen aufgewachsen ist. Der einzeln gehaltene Rüde glaubt, wenn er einmal eine läufige Hündin vor der Nase hat, jetzt und nur jetzt eine einzige Chance zum Deckakt zu haben. Er hat keine Erfahrungen mit den einzelnen Phasen der Läufigkeit und sieht deshalb nicht, dass es diese Chance, die er zu haben glaubt, gar nicht gibt, weil die jeweilige Hündin vielleicht noch gar nicht so weit ist oder die heißen Tage schon hinter sich hat (andernfalls wäre der Besitzer der Hündin hoffentlich schlau genug, diesen Kontakt um jeden Preis zu verhindern).
Ein Rüde, der wie Beethoven als Hahn im Korb zwischen gleich mehreren Hündinnen aufgewachsen ist, kennt diese Phasen ganz genau. Er hat schmerzlich gelernt, was die Damenwelt von einem Rüden erwartet, wann sich die Mühe des Flirtens lohnt und wann man sich nur eine Tracht Prügel einfängt. Hündinnen können grausam sein, sehr grausam, wenn sie grad zwar lecker riechen aber nicht in Stimmung sind. Ähnlich verhält es sich mit erfahrenen Deckrüden. Kaum ein geübter Deckrüde würde ungefragt über eine Hündin rübersteigen (wobei es natürlich Ausnahmen gibt). Stattdessen wird jeden Tag vorsichtig gefragt, bis sie ihn erhört. Wenn die Hündin soweit ist, wird sie ihn einladen und der Rüde hat leichtes Spiel. Nur unerfahrene Rüden fallen über Hündinnen her.
Entsprechende Unterschiede gibt es auch bei den Hündinnen: Eine erwachsene Hündin weiß, dass während ihrer Läufigkeit ein Rüde jede noch so kleine im entgegengebrachte Aufmerksamkeit als Aufforderung versteht, sie zu umgarnen. Eine erfahrene Zuchthündin handelt bedacht und schenkt dem Rüden daher statt Freundlichkeit bestenfalls böse Blicke, wenn sie nicht angemacht werden möchte. Junghündinnen sind dagegen schrecklich naiv und wollen nur spielen.
Um auf die eingangs gestellte Frage, wie wir das mit unserem Rüden und der läufigen Indira machen, zurückzukommen: Indira konnte sich in den letzten Wochen ein gutes Bild von der Läufigkeit machen. Zuerst war Olga läufig, dann Hermine. Da Indira regelmäßig mit den beiden spielte, roch sie selbst schon vor Wochen nach läufiger Hündin und hat Beethoven, der jede Spielaufforderung als Anmache verstand, ganz verrückt gemacht. Inzwischen ist sie selbst seit fünf Tagen läufig und ist sehr viel ruhiger geworden. Frau-sein schlaucht doch sehr. Beethoven ist zwar sehr interessiert und fragt jeden Tag ganz liebevoll nach ihrem Befinden, doch sie – inzwischen schlau geworden – setzt sich jedes Mal einfach auf ihren Hintern und schaut Löcher in die Luft. Getrennt haben wir sie deshalb noch nicht. Für die heißen Tage der Läufigkeit gibt es natürlich auch einen Plan. Indira wird während dieser Zeit gegen Olga getauscht und wohnt solange bei ihrer Mama.
Wir halten euch auf dem Laufenden wie es weiter geht!
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Kommentar zu „Was die sind alle nicht kastriert – Ja geht das denn überhaupt?“
https://deister-beagle.de/aktuell/2010-2012.php
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