“Das erste Jahr ist das anstrengenste, aber auch das schönste”, sagte Züchterin Marianne Kirchner, als wir Yvi bei ihr in Parthenstein (Nähe Grimma/Leipzig) abholten. Recht hat sie, diese Erfahrung haben wir inzwischen auch schon einige Male gemacht. Für die Deistertaler Beagles aus dem B-Wurf ist es nun ebenfalls vorbei, das unter Hundebesitzern so oft verfluchte verflixte erste Hundejahr. Schade, finde ich, habe ich es doch genossen wie noch nie. Beethoven habe ich längst nicht als so anstrengend empfunden, wie die fünf Beagles Conrad, Claas, Yvi, Olga und Odetta, die zuvor bei uns groß geworden sind. Vielleicht, weil es diesmal einzig und allein mein Hund war. Die viel zu knappe Zeit mit ihm, konnte ich meist ganz so gestalten, wie ich es wollte und ihn nach meinen eigenen Vorstellungen formen. Knapp war die Zeit, weil ich mich nicht wie die anderen Welpenkäufer gut auf den Welpen vorbereitet habe. Ganz heimlich hat er sich mit viel mir entgegengebrachtem Vertrauen, Liebe und Zärtlichkeit ganz allmählich in mein Leben eingeschlichen, während ich eigentlich ganz andere Dinge im Kopf hatte.
Vielleicht war er aber auch einfach ein ganz besonders lieber, unkomplizierter Welpe. Viel kaputt gemacht hat er – im Vergleich zu seiner Mutter, die Handys zerbissen und im Garten verbuddelt hat – jedenfalls nicht. Auf Beethovens Konto gehen:
- Diverse Computerfachzeitschriften meine Vaters – Muss er die auch immer liegen lassen? Teilweise hat mein Beagle sie nicht einmal selbst zerfetzt, sondern sie nur den bettelnd am Schuhschrank hochspringenden Welpen zum Spielen hinabgereicht. Ist doch nett von ihm, oder?
- Eine CD-Hülle (auch von meinem Vater)
- Die Absätze meiner neuen Lieblingsstiefel – Das hat echt weh getan!
- Ein Kugelschreiber (und die damit verbundenen blauen Flecken auf Sofa und Laminatboden)
- Meine Digitalkamera – Ich hatte am Vortag schon über eine Neuanschaffung nachgedacht.
- Ein Labello. Tja, Junghunde haben einen erhöhten Energiebedarf ….
- Eine alte Regenjacke. Sie wollte wohl bei einer seiner Aufräumaktionen nicht so recht vom Haken rutschen.
- Ein Griff an meiner Stoffhandtasche für diverse Unternehmungen mit Hund. Den kann man wieder dranknoten.
- Eine Packung Corny-Müsliriegel und einen Creme-Tiegel. Die hat er heimlich aus der Einkaufstüte entwendet. Anschließend hatte er einer gesegnete Verdauung…
Alles in allem ist die Liste noch überschaubar, es hätte mich härter treffen können.
In unserem ersten Jahr haben wir, wie ihr sicher alle, viel erlebt. Glückliche und traurige Momente. Viel zu schnell ist die Zeit rumgegangen. Jetzt, da der B-Wurf vom Deistertal Geburtstag feiert, ist es Zeit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen.
So dick wie auf dem Foto war Beaglehündin Yvi wenige Tage vor der Geburt ihrer Welpen. Sehnsüchtig haben wir ihre Welpen erwartet, war doch der letzte Versuch fehlgeschlagen. Nun aber war sie dick und rund, so dass selbst der Ahnungsloseste erkennen musste, dass Welpen im Anmarsch waren. Dass es große, lebendige Welpen werden würden, war deutlich zu spüren, konnte man doch jeden einzelnen ertasten.
Am 6. Juni 2009 bringt Yvi vier sehr große, kräftige Welpen zur Welt. Diese sind so unerwartet kräftig, dass sie schon wenige Stunden nach der Geburt kurz ihr Gewicht in die Höhe hiefen und stehen können. Trotzdem überlebt die kleine Bea-Betsy die ersten Wochen nicht. Die übrigen Welpen nehmen allein von der Muttermilch so rasch zu, dass sie bald dick und rund in der Wurfkiste liegen.
Im Juli machen die Welpen schon Haus und Garten unsicher. Obwohl es Yvis Welpen sind, fühlen sich drei Hündinnen als Mütter zuständig. Odetta schwelgt regelrecht im Mutterglück.
Ich selbst verbringe viel zu viel Zeit bei den Welpen statt mit meiner Diplomarbeit, habe ich mich doch längst so sehr in den dicksten Welpen, Beethoven, verliebt.
Im August müssen wir uns von den Welpen trennen. Die blonde Beaglelady Bonja zieht nach Munster, Beagle Bash Richtung Springe / Hameln und mein kleiner Schatz wird von einer Familie aus Nienburg abgeholt. Dass er es dort gut haben wird, kann mich nur wenig trösten.
Aber nun kann ich mich endlich meinem Diplomarbeitsendspurt widmen und mir Job und Wohnung suchen – so weit die Theorie.
Obwohl ich mir insgeheim nichts sehnlicher gewünscht hatte, trifft mich die Nachricht, dass Beethoven zurück kommen würde, wie ein Schlag. Die Vorstellung, meinen liebsten Welpen ein zweites Mal herausgeben zu müssen, ist einfach schrecklich. Dazu gesellt die Frage, wie wir ihn zurück bekommen würden. Würde er ähnlich verstört und melancholisch sein, wie die kleine Adelaide, als sie ebenfalls wegen einer Allergie eines Familienmitglieds zurück kam?
Meine Sorgen sind unbegründet. Beethoven kommt nach zehn Tagen frisch und fröhlich zurück wie ein Kind aus einem tollen Urlaub. Er war zwischenzeitlich schon in der Hundeschule, beim Tierarzt und hat auch sonst viel Aufregendes erlebt, berichten die Nienburger, traurig, sich wieder von ihrem Wunschhund trennen zu müssen. Beethoven springt derweil durch das Wohnzimmer und mischt die erwachsenen Beagles auf.
Trotzdem bleibt die Frage, was nun mit ihm geschehen soll. So gern würde ich ihn selbst behalten. Doch ohne die blasseste Vorstellung, wie mein Leben nach meinem fast abgeschlossenen Studium weitergehen soll, ist dies für Vernunftsmenschen eine ziemlich abwegige Idee.
Nach langem hin- und herüberlege, zahlreichen schlaflosen Nächten und schweren Herzens geführten Gesprächen mit potenziellen neuen Welpenkäufern für den kleinen Beaglerüden, werden alle Bedenken über Bord geworden und der Vernunft das Mitspracherecht entzogen. Ich kann mein liebstes Sorgenkind einfach nicht noch einmal hergeben. Eher wäre ich heimlich mit ihm durchgebrannt. Ganz allmählich wird Beethoven mein Hund. Ich kann mein Glück kaum fassen, ihn bei unserem ersten Familientreffen (http://www.beagle-zeitung.de/2009/08/24/familientreffen-mit-nebenwirkungen/) bereits als meinen Hund vorstellen zu dürfen.
In den folgenden Wochen unternehmen Beethoven und ich zahlreiche Ausflüge. Ich nehme ihn mit zum Reiten, in die Stadt, in Restaurants, auf Spaziergänge allein in fremder Umgebung und erprobe mit ihm die Öffis. Eins ist klar: wenn ich ihn behalte, muss er möglichst früh viel kennen lernen, damit er mich überall hin begleiten kann.
Gleichzeitig muss ich meine Job- und Wohnungssuche vorantreiben, da wir bald ausziehen müssen. Für einen Rüden ist zwischen Nellys Hündinnen auf Dauer kein Platz.
Beethoven ist ein gelehriger Schüler. Neugierig begleitet er mich auf all meinen Wegen und lässt sich gutmütig durch die Gegend tragen, weil er ja noch keine weiten Strecken laufen soll.
Lektionen wie Sitz, bei Fuß, Komm und Ablegen lernt er im Handumdrehen durch Abgucken und Nachmachen.
Im Oktober könnten wir endlich mehr Zeit zusammen verbringen, doch ich habe das Glück gleich mit Abgabe meiner Diplomarbeit ins Arbeitsleben starten zu können. Jede der jetzt deutlich reduzierten freien Minuten verbringen wir zusammen. Unsere Ausflüge werden allmählich länger und wir wagen den ersten gemeinsamen Ausritt. Dies ist möglich, weil Beethoven mir stets brav auch ohne Leine folgt. Weil ich aber weiß, was ich da für einen Hund habe, habe ich ihm ein Halsband mit seinem Namen und meiner Handynummer fertigen lassen 😉
Olga bekommt in diesem Monat Welpen, mit denen Beethoven sogleich spielen will. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass er in der Wurfkiste nichts mehr zu suchen hat. In der Meute genießt er zum Glück noch immer Narrenfreiheit auch wenn der Ton inzwischen deutlich rauer ist und die Hündinnen immer häufiger zu Erziehungsmaßnahmen greifen. Schließlich ist Beethoven nun ein Youngster und geht damit allen auf die Nerven. Sogar das Beinchen zu heben beherrscht er neuerdings.
Im Oktober macht Beethoven seine erste Bekanntschaft mit einem Igel
(http://www.beagle-zeitung.de/2009/10/11/herbst-ist-igelzeit/)
Im November besuchen Beethoven und ich unsere erste Ausstellung in Hannover – wenn auch nur als Zuschauer. Eine schöne Abwechselung, muss er doch Zuhause für Olgas Welpen den großen Bruder und die Unterhaltungsdame spielen.
Der wachsende Zerstörungstrieb unserer Junghunde zieht Begleiterscheinungen nach sich. Wir sorgen uns um Beethovens Schwester Bonja, die ihre erste Nacht in der Tierklinik verbringen muss (Verena berichtete in der Beagle-Zeitung).
Gerade als ein Stück weit Alltag einziehen kann, geschieht im Dezember etwas fast schon Ungewöhnliches: Es schneit ohne Unterlass! Beethovens erste Erfahrung mit Schnee war für uns beide aufregend.
Bis durch den Februar versinkt Deutschland im Schnee. Mitte des Monats müssen wir nach langer Wohnungssuche (mit Hund war das längst nicht so einfach wie gedacht) überstürzt ausziehen. Denn Beethoven ist inzwischen geschlechtsreif und Yvi richtet sich mit ihrer Läufigkeit leider nicht nach meinem Zeitablaufplan.
Die folgenden zwei Wochen Urlaub genießen wir in vollen Zügen und nutzen die Zeit, um die Wohnung einzurichten und Hannover zu entdecken.
Viel ruhiger wird es in Barsinghausen aber nicht. Beethoven wird durch Alicia abgelöst, die im nicht ganz einfachen Alter von einem Jahr zurück gebracht wird.
Ein Vierteljahr ewiges Eis liegen hinter uns, als im April endlich der Frühling einkehrt. Wir haben uns gut eingelebt und genießen das Leben in Hannover. Wir beide, insbesondere aber Beethoven, haben viele neue und alte Freunde (wieder) gefunden, die wir regelmäßig auf der Freilauffläche treffen.
Beethoven ist sehr aufmerksam und lernt besonders in dieser Zeit viele neue Dinge: Wohnung aufräumen, Sachen bringen, Fahrstuhl fahren … (siehe Berichte in der Beagle-Zeitung). Ich bin so stolz auf ihn, dass ich mein Glück kaum fassen kann.
Nach den Fortschritten der letzten Monate, kann ich meinen Beagle wirklich überall mit hinnehmen, ohne negativ aufzufallen. Beethoven begleitet mich überall: zum Reiten, zum Einkaufen, zur Geburtstagsparty oder zum Grillen mit Freunden. Er darf sogar immer noch frei ohne Leine laufen, wo es erlaubt ist. Er begrüßt jeden Hund freundlich, geht unfreundlichen Genossen, Radfahrern und Joggern aus dem Weg und kommt stets freudig, wenn ich ihn rufe…
… bis uns ab Mitte/Ende Mai seine Pubertät derart fest im Griff hat, dass er mir nur noch auf der Nase herumtanzt und selbst einfachste Lektionen wie Sitz und Komm wie ausgelöscht erscheinen. Ende Mai starten wir beim Firmenlauf, den wir nur mäßig harmonisch absolvieren. Mein sonst so artiger Beagle Beethoven kläfft, pöbelt andere Hunde an, zerrt an der Leine und geht streunen, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Unterwegs laufen wir sogar noch an einer Hundeschulgruppe vorbei, die am Rande unserer Laufstrecke Sitz und Bei Fuß übt. Ein junger Beagle sitzt ganz brav in der Reihe und wartet bis er dran ist – Es ist Beethovens jüngere Halbschwester Cassandra!
Wäre Beethoven mein erster Hund, würde ich glatt verzweifeln.
Nicht immer sind die Zeiten einfach. Bonja kehrt in diesem Monat zurück, da ihre Besitzer nach einer Trennung ihr nicht mehr gerecht werden können.
Im Juni haben die Beagles aus dem B-Wurf ihren ersten Geburtstag. Auf den Ärger der letzten Wochen können wir mit Humor zurück blicken. Beethoven wird allmählich wieder vernünftig, ruhig und sanftmütig, wie ich ihn kenne. Er ist eben doch mein Bester 🙂
Berichtet auch über eure Erlebnisse im ersten Hundejahr! Es gab sicher auch bei euch Höhen und Tiefen. Wie habt ihr es erlebt?
Einen Glückwunsch an unsere nun Einjährigen Beagles. Ich hoffe, bei euch gab es auch einen extragroßen Knochen oder ein neues Spielzeug zum Geburtstag. Habt weiterhin viel Freude miteinander und viel Durchhaltevermögen und Humor, wenn die Hormone mit circa 18 Monaten noch einmal verrücktspielen.
Alles Gute zu Deinem 1. Geburtstag, lieber Beethoven!
Natascha, das ist ein toller Bericht! Und dann als krönender Abschluss das Video! Er tobt so glücklich und zufrieden. Ein herrlicher Anblick.
Wir hoffen, den anderen beiden B´s geht´s genauso gut, und wünschen allen dreien, dass sie weiterhin so munter sind und allen nur große Freude bereiten!
happy birthday an bash beethoven und bonja von murphy und zweibeinern!!
Das ist wirklich ein toller Bericht! Jetzt freuen wir uns noch mehr auf unser 1. Jahr mit Emma! 😀
Happy Birthday!
Von uns auch noch nachträglich alles Gute zum 1. Geburtstag! Wir hoffen, ihr hattet alle einen tollen Tag!