Beagle Beethoven zieht nach Hannover

Schon seit Tagen hat sie Kartons gepackt, Möbel zerlegt und Kisten beschriftet. Die Aufräumwut meines Beaglefrauchens schien keine Grenzen zu kennen. Aus allen Ecken und Winkeln schleppte sie Sachen an, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gibt, und stopfte sie in Kartons oder Taschen. Die anderen Beagles wie auch meine Beaglemama machte das sichtlich nervös. Mich kann ja  bekanntlich wirklich nichts aus meiner unerschütterlichen inneren Ruhe bringen, sicherheitshalber ließ ich mein Frauchen aber trotzdem nicht aus den Augen, während sie mit den Kisten zugange war. Sicher ist sicher … es hätte ja sein können, dass sie auch noch in einer Kiste verschwindet!?!

Am Samstag war dann plötzlich alles vorbei. Fleißige Helfer kamen und räumten alles aus. Alles! Als Natascha dann auch noch verschwand und draußen ein Motor ansprang, wurde mir schlagartig klar, warum die anderen Beagles so komisch auf das bisschen Herumgekrame reagieren. Es brach mir das Herz. Ich dachte fast, sie lässt mich allein, aber dann kam sie doch zurück.
Schneller als ich gucken konnte, wurde ich in ein fremdes Auto auf Nataschas Schoß verfrachtet. Beaglenapping nennt man sowas dann wohl. Und als wenn das nicht schon genug wäre, wurde ich dann auch noch von der Rücksitzbank angeknurrt! Im Dunkel des Wagens lag eine Parson-Russel-Terrier-Dame, die aus einem mir völlig unerklärlichen Grunde genauso wenig wie ich begeistert davon war, dass ich in diesem Auto saß.
Was soll’s, dachte ich, wedelte tapfer mit der Rute, kuschelte mich an mein Mädchen und schaute aus dem Fenster.

Zum Glück brachte uns das Auto schnell und sicher nach Hannover, ohne dass mir die bösen Blicke von der Rücksitzbank etwas anhaben konnten. In Hannover angekommen, durfte ich mir eine Wohnung anschauen, in der schon einige Möbel, die mir bekannt vorkamen, wild durcheinander standen. Dann ging das Gepacke von vorne los. Nach einer mir endlos lang erscheinenden halben Stunde voll Kisten und Möbel Geschleppe und Gerücke, die ich nur durch die Badezimmertür mitverfolgen konnte, war endlich Ruhe. Dachte ich. Die Menschen wollten dann noch die Schlafzimmereinrichtung zusammenbauen und platzieren. Dabei habe ich nach bestem Wissen und Gewissen so gut es ging geholfen. Wie es sich für einen guten Beaglekumpel eben so gehört.

Bevor wir dann aber endgültig völlig erschöpft nach dem ganzen Stress ins Bett fallen konnten, verabschiedeten wir noch Nataschas Freunde und die Terrier-Dame, der ich inzwischen nur unwesentlich sympatischer war, und machten noch einen mitternächtlichen Spaziergang an der Leine und durch Hannovers Altstadt. Das war total aufregend. Nicht jedoch so aufregend, wie der Spaziergang am nächsten Morgen. Es gab so viel zu entdecken! Alles erschien mir im Hellen viel größer und gewaltiger als noch am letzten Abend. Der laut rauschende Wasserfall und die Statuen waren mir am Vorabend irgendwie gar nicht aufgefallen. Jetzt fand ich sie erstmal gruselig. Das war aber alles gar nicht schlimm, ich hatte ja mein Frauchen dabei, das auf mich aufpasst und der Maschpark gefiel mir dann umso mehr. Überall liegen Spielsachen für mich rum: Stöcke, Becher, sogar einen dieser Plastiktöpsel, die Menschenbabys oft zwischen den nicht vorhandenen Zähnen tragen, habe ich gefunden und wild damit herumgeschmissen. Der ist so schön über das Eis auf dem Gehweg geschlittert.
Hier in der Stadt gibt es zwar keine Rehe, aber vieles anderes interessantes Getier. Diese schnatternden Schwimmvögel zum Beispiel, die man in Wichtringhausen praktisch nie sieht, weil es da ja keine Seen gibt. Oder diese lustig hüpfenden Klettertierchen mit dem rot-braunen Fell und dem langen Puschelschwanz. Langohren gibt es hier auch, nur sieht man sie nicht so oft, glaubt zumindest mein Frauchen. Aber Menschen haben von sowas ja keine Ahnung.

Nach einem ausgiebigen Spaziergang wollte Natascha mich dann eigentlich in die Wohnung zurück bringen, nahm mich dann aber doch mit. Auf Futtersuche, wie sie sagte. Eine gute Idee, besonders viel Schmackhaftes hatte ich noch nicht gefunden.
Wir liefen in die Innenstadt Hannovers. Das war toll. Es gab so viel zu sehen und auszuprobieren! Besonders gefielen mir die Türen von dem Haus mit den roten Buchstaben dran. Die gingen nämlich automatisch auf. Das fand ich klasse und deshalb habe ich sie alle einmal ausprobiert und mir ein Loch in den hungrigen Beaglebauch gefreut. In der Fußgängerzone wimmelte das Leben. Überall wurde gepackt und geputzt und gefegt. Aber irgendwie gab es nichts zu essen. Die Fischbrötchenverkäuferin wollte und noch kein Fischbrötchen verkaufen und der Fleischer kein Wurstbrot. Die Kasse wäre noch nicht auf. Verstanden habe ich das nicht. Futtersuche nach Großstädterart ist irgendwie komisch. Erst am Hannover Hauptbahnhof gab’s was zu essen, was mein Frauchen kaufen mochte.
Ach, war das alles aufregend. Jetzt hatte sie gar keine Hand mehr für mich frei. Aber weil ich so lieb bin, bin ich ganz nah bei ihr geblieben. Und vor lauter Aufregung habe ich die ganze Zeit nicht einmal das Beagle-Beinchen gehoben. Ganz schön kindisch, wenn man ein echter Stadthund werden will, findet ihr nicht?

Beagles neuer Lieblingsplatz
Beagles neuer Lieblingsplatz

Inzwischen haben wir uns gut eingelebt. Das Kistenchaos verwandelt sich allmählich in eine Wohnung und mir gefällt es in Hannover total gut. In der Stadt ist alles irgendwie näher, intensiver. Das bezieht sich nicht nur auf die von meinem Frauchen so gelobten Einkaufsmöglichkeiten. Nein, auch alles Andere ist irgendwie näher und vor allem gibt es mehr davon. Alles ist selbstverständlicher. Die Jogger und Radfahrer machen keinen Bogen um mich und auch all die Hunde, die am Maschsee herumlaufen, darf ich begrüßen. Kein “Nein! Lassen Sie ihn nicht ran! xyz mag keine anderen Hunde!” Statt dessen sind die Leute fast alle nett und wir werden nicht komisch angeschaut, wenn wir zusammen irgendwo auftauchen. Selbst im Baumarkt treffe ich andere Hunde und am Bahnhof werde ich von wildfremden Menschen mit einem “Oh, what a beautiful dog!” fotografiert und gestreichelt.

Fortsetzung folgt, sobald Natascha wieder Zugang zum www hat.

Über Beagle Beethoven 13 Artikel
Beethoven bildet zusammen mit seiner kleinen Schwester Indira ein beaglestarkes Team. Die zwei Beagle leben mit Mark und Natascha in Isernhagen am Rande des Altwarmbüchener Moors.
Kontakt: Webseite

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